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Erstellt: 05. März 2019

Verbundprojekt zum Altstadtverfall in der DDR mit Forschungsklausur gestartet

Fachleute der Bauhaus-Universität Weimar erforschen mit Kolleginnen und Kollegen dreier weiterer bundesdeutscher Institutionen den Verfall der Altstädte in der DDR und die Bürgerbewegungen gegen die Vernachlässigung und Zerstörung der historischen Bausubstanz. Das Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Der Stadtverfall der DDR-Innenstädte war in den 1980er Jahren ein sichtbares Zeichen für den Niedergang der gesamten Gesellschaft. Die marode Bausubstanz, zuneh­mende Leerstände und großflächige Abrisse von historischer Bebauung zugunsten einer zentralistisch gesteuerten Neubebauung mit industrialisiertem Wohnungsbau oder Repräsentativbauten des Staatssozialismus stieß in den betroffenen Städten zumeist auf die Ablehnung und teilweise auch auf den Protest unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen.

Ziel des Verbundprojekts ist es, den Altstadtverfall in der DDR in seiner ursächlichen Bedeutung zu erfassen, dessen Impulse für die Entfaltung der Bürgerbewegungen als wesentlicher Teil der gesellschaftlichen Wende 1989 zu erklären und darüber hinaus die Stadtentwicklungspolitik nach der deutschen Einheit im Sinne jener Erfahrungen neu einzuordnen und zu bewerten. »Es gab kritische und opponierende Stimmen von einzelnen engagierten Bürgerinnen und Bürgern oder Bürgergruppen, die sich teilweise unter dem Dach der evangelischen Kirche oder des DDR-Kulturbundes versammelten«, erklärt Max Welch Guerra, Professor für Raumplanung und Raumforschung an der Bauhaus-Universität Weimar und Mitinitiator des Projektes. »Sie trugen ihre Kritik in Form von Eingaben vor, betrieben Aufklärungsarbeit oder kümmerten sich in freiwilliger Arbeit um abrissbedrohte Gebäude. Nur wenige dieser Aktivitäten sind bislang wissenschaftlich ausgewertet und zumeist als lokalhistorische Studien veröffentlicht worden. Wir erweitern damit die wissenschaftliche Aufarbeitung der DDR und ihres Untergangs.“

Am Forschungsprojekt beteiligt sind neben der Weimarer Formation - Caroline Kauert, Jannik Noeske und Max Welch Guerra - Angehörige der Technischen Universität Kaiserslautern, der Universität Kassel sowie des Leibniz-Instituts für Raumbezogene Sozialforschung Erkner. Gesamtleiter ist Prof. Dr. Holger Schmidt, (TU Kaiserlautern), seinerzeit Absolvent der HAB Weimar.

Die Fachleute der Bauhaus-Universität Weimar bearbeiten besonders Dimension, Ursachen und Wahrnehmung des Altstadtverfalls republikweit sowie die Entwicklung in Weimar und Erfurt, Städte mit besonderer Bedeutung, die genauer betrachtet werden. Damit erfährt der international beachtete städtebauhistorische Forschungsschwerpunkt der Bauhaus-Universität Weimar eine weitere Stärkung.

Nähere Informationen und Kontaktadressen auf der Webseite der Professur:

www.uni-weimar.de/de/architektur-und-urbanistik/professuren/raumplanung-und-raumforschung/forschung/forschungsprojekte/stadtwende/